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Verkehr ÖPNV in Magdeburg: Darum gibt es Streit um die neue City-Haltestelle

Bei der Planung einer neuen Haltestelle in Magdeburgs Innenstadt gibt es Konflikte. Worum gestritten wird.

Von Martin Rieß 16.01.2023, 06:01
Haltestelle der MVB an der Goldschmiedebrücke.
Haltestelle der MVB an der Goldschmiedebrücke. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Wie kann der öffentliche Personennahverkehr in Magdeburg verbessert werden? Unter anderem ist jetzt der Bau einer neuen Haltestelle in der Innenstadt im Gespräch. Doch darum gibt es Streit.

Schon lange sind viele Fahrgäste der Straßenbahn, die aus Richtung Norden kommend ins Allee-Center, ins Ulrichshaus oder in eines der benachbarten Ladenlokale möchten, einigermaßen angesäuert: Anders als in der Gegenrichtung gibt es keine Haltestelle direkt vor Ort. Gerade für Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung sind die Fußmärsche von der Haltestelle Alter Markt oder von der Haltestelle Leiterstraße beschwerlich.

Haltestelle in Magdeburgs Innenstadt: Darum ist die neue Station wichtig

Darum und weil mit der Freigabe der Strecke zwischen Damaschkeplatz und Neustädter Feld die künftige Linie 8 zwischen der Haltestelle City Carré und Leiterstraße keinen Stopp hätte, soll gegenüber der Haltestelle Goldschmiedebrücke jetzt auch für die Gegenrichtung ein Halt gebaut werden. Er soll sich zwischen dem Zugang zum Ulrichplatz und Himmelreichstraße befinden. Darüber, dass hier ein Halt gebaut werden soll, herrscht große Einigkeit. Doch darüber, wie die Haltestelle aussehen soll, gibt es Streit.

Grund: Die Stadt schlägt vor, die Fahrbahn anzuheben, wie es beispielsweise bereits an den Haltestellen Südfriedhof und Zoo geschehen ist, damit die Fahrgäste barrierefrei in die Straßenbahnen einsteigen können. Nicht gebaut würden in einem solchen Fall Haltestelleninseln wie am Domplatz oder am Hasselbachplatz.

City-Haltestelle in Magdeburg: Radweg müsste weichen

In diesem Bereich gäbe es dann – wie bereits jetzt zwischen Ernst-Reuter-Allee und dem Zugang zum Ulrichplatz – aber keinen Radweg mehr, und die Radfahrer würden auf der Fahrbahn fahren. Und daran entzündet sich die Debatte.

Hauptkritiker in der Diskussion ist Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl. Zum einen nennt er ein Risiko für ältere Passagiere, die sich frühzeitig auf die Fahrbahn begeben, obwohl die Straßenbahn noch nicht eingefahren ist und die Strecke für den Autoverkehr noch frei ist. „An anderen derartigen Haltestellen gibt es – anders als hier – dafür immer noch eine Ampel vor der Haltestelle“, so der Stadtrat.

Wegen neuer Haltestelle: Fahrräder auf der Straße bremsen Magdeburgs Autofahrer aus

Zweiter Kritikpunkt: Da die Autos auf einer längeren Strecke hinter den Radfahrern hinterherfahren müssten, entstünden hier neue Konfliktpunkte. Manch Autofahrer dürfte die Geduld fehlen, weitere 100 Meter hinter den langsameren Verkehrsteilnehmern zu bleiben.

Ausgetauscht hat sich eine Arbeitsgruppe seiner Partei mit Verkehrsexperten aus Berlin. Und auch mit der IG Innenstadt wurde das Thema erörtert. Denkbar wäre, so Jürgen Canehls Vorschlag, hier gleich eine Fahrradstraße zu schaffen und den Autoverkehr aus diesem Bereich zu verdrängen.

Neue City-Haltestelle in Magdeburg: Kein Platz für eine Haltestelleninsel

Nur: Der Vorschlag der Stadt hat durchaus Gründe. Direkt am Zugang zum Ulrichplatz ist die Strecke viel zu kurz für eine Haltestelle. Und in Höhe der Bebauung, wo der Straßenbahnhalt daher entstehen soll, ist es aufgrund der angrenzenden Häuser sehr eng. Das bedeutet: Wenn hier eine Haltestelleninsel gebaut werden sollte und die Straße entsprechend nach rechts verlegt werden müsste, würden der ohnehin nicht sonderlich breite Fuß- und der ebenfalls nicht sehr üppig bemessene Radweg noch knapper ausfallen.

Auch müssten beim Bau einer Haltestelleninsel mehr Bäume gefällt werden, die gerade in den Sommermonaten als Schattenspender für die auf die Straßenbahn wartenden Menschen benötigt werden.

Zwischen Ulrichshaus und Allee-Center in Magdeburg:  Perspektiven für den ÖPNV

Gerade auch mit Blick darauf, dass in diesem Bereich des Südabschnitts perspektivisch weniger Autos fahren sollen, sei dies die beste Lösung, warb Tim Schneider, Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt, während zweier Sitzungen des Bauausschusses für den Vorschlag. Sein Chef Matthias Lerm, Leiter des Stadtplanungsamts: „Diese Lösung wäre sinnvoll, da wir bei einer erneuten Neuregelung des Verkehrs an dieser Stelle nicht nochmals umbauen müssten.“ Angesichts der für 2025 angepeilten Inbetriebnahme einer Linie ins Neustädter Feld will die Verwaltung auch nicht länger mit dem Vorhaben warten.

So soll die neue Haltestelle in der Magdeburger Innenstadt angeordnet werden.
So soll die neue Haltestelle in der Magdeburger Innenstadt angeordnet werden.
Kartenmaterial: Mapcreator.io; Grafik: prePress Mitteldeutschland GmbH

Für die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante einer Haltestelle sprachen sich ausdrücklich die Stadträte Frank Schuster von der CDU und Thomas Wiebe von der SPD aus. Und vielleicht, so die Hinweise von Linke-Stadtrat René Hempel und Future-Stadtrat Mirko Stage, wäre die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante ja auch die Chance, hier eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde einzuführen.

Das letzte Wort hat nun der Stadtrat. Der Bauausschuss empfahl mit vier Jastimmen und zwei Neinstimmen bei einer Enthaltung den Vorschlag aus der Verwaltung.