1. SAO
  2. >
  3. Magdeburg
  4. >
  5. Weihnachtsmarkt-Anschlag: Anklage wegen Mordes gegen Todesfahrer von Magdeburg erhoben

Weihnachtsmarkt-Anschlag Anklage wegen Mordes gegen Todesfahrer von Magdeburg erhoben

Nach monatelangen Ermittlungen zur tödlichen Fahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen den mutmaßlichen Attentäter Taleb A. erhoben.

Von DUR Aktualisiert: 20.08.2025, 12:13
Die Generalstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentäter Taleb A. erhoben. 
Die Generalstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentäter Taleb A. erhoben.  Archivbild: Hendrik Schmidt/dpa

Magdeburg/Naumburg. – Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg hat Anklage gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt erhoben.

Sie wirft Taleb A. unter anderem sechsfachen Mord vor und versuchten Mord an 338 Personen, wie die Behörde in Naumburg mitteilte. Es kamen fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren zu Tode sowie ein neunjähriger Junge. Zudem legt die Generalstaatsanwaltschaft dem Mann gefährliche Körperverletzung zur Last. 

Anschlag auf Weihnachtsmarkt Magdeburg: 344 Personen geschädigt

Am 20. Dezember vergangenen Jahres war der Täter mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Der Anschlag dauerte laut der Generalstaatsanwaltschaft eine Minute und vier Sekunden.

Der 50-jährige saudische Arzt habe einen 340 PS starken Mietwagen genutzt. Er sei mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen. Insgesamt schädigte er den Angaben zufolge 344 Personen. 

Wann der Prozess beginnen könnte, ist offen. Der Bau eines neuen Interims-Gerichtsgebäudes soll voraussichtlich im September fertig sein. Die Leichtbauhalle entsteht auf einem landeseigenen Grundstück in Magdeburg.

Psychiatrisches Gutachten von Attentäter Taleb A. erstellt

Der Mann sitzt in Untersuchungshaft, er war zuletzt mehrfach verlegt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft hat ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben, um die Frage der Schuldfähigkeit zu klären. In der Mitteilung zur Anklageerhebung hieß es, der Attentäter habe während der Fahrt nicht unter Alkoholeinfluss gestanden. 

Er habe "offenbar aus Unzufriedenheit und Frustration über den Verlauf und den Ausgang einer zivilrechtlichen Streitigkeit sowie die Erfolglosigkeit diverser Strafanzeigen gehandelt, und zwar mit dem Ziel, eine unbestimmte, möglichst große Anzahl von Personen und Personengruppen, die in den Fahrbereich seines Fahrzeugs gelangen würden, zu töten".

Die Tat sei mehrere Wochen in Einzelheiten geplant und vorbereitet worden, so die Ermittlungsergebnisse. Mittäter und Mitwisser habe es demnach nicht gegeben. 

Politische Aufarbeitung des Magdeburg-Anschlags im Landtag

Neben den strafrechtlichen Ermittlungen gibt es im Landtag von Sachsen-Anhalt auch eine politische Aufarbeitung. Nachdem es zunächst vor allem um das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt und die Verantwortung von Veranstalter, Stadt und Polizei ging, wollen die Abgeordneten den Fokus in den nächsten Monaten verstärkt auf den Täter richten.

Taleb A. war vor der Todesfahrt im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Arzt tätig. Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen.

Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergab.

Auch mehrere Sicherheitsbehörden befassten sich immer wieder mit dem Täter, er war aber als Gegner von Islamisten letztlich durch alle Raster gefallen.