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Geschichte Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau erinnert an DDR-Repression

Tausende Jugendliche, die in der DDR als schwierig abgestempelt wurden, landeten im Jugendwerkhof in Torgau. Sie sollten umerzogen werden. An ihre Geschichte erinnert eine neue Ausstellung.

Von dpa 22.11.2024, 18:29
„Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus“ lautet das Motto einer Ausstellung in der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau
„Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus“ lautet das Motto einer Ausstellung in der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau Hendrik Schmidt/dpa

Torgau - Tausende Jugendliche aus dem sozialistischen Teil Deutschlands sollten hinter diesen Mauern umerzogen werden: Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau erinnert mit einer neuen Dauerausstellung an die repressiven Machtstrukturen der DDR. 35 Jahre, nachdem der letzte Jugendliche aus der Einrichtung in Nordsachsen entlassen wurde, wird darin der jugendlichen Opfer der sozialistischen Umerziehungspraxis gedacht.

„Mit der neuen Ausstellung haben wir vor allem noch mehr Raum für die Schicksale und Erfahrungen der Betroffenen geschaffen“, sagte die Vorsitzende der Gedenkstätte, Gabriele Beyler, zur Eröffnung. 

Rund 4000 Jugendliche in Torgau im geschlossenen Jugendwerkhof

In der DDR wurden Tausende junge Menschen in Umerziehungsheime gesteckt. Allein rund 4.000 Jugendliche wurden zwischen 1964 und 1989 nach Torgau in den einzigen Geschlossenen Jugendwerkhof der DDR gebracht. Seit 2009 arbeitet eine Dauerausstellung in der Gedenkstätte den Lebensalltag und die Gefühlswelt der jungen Menschen auf. Bis heute wurden 265.000 Besucher gezählt.

Die Ausstellung sei nun überarbeitet worden, hieß es. Unter dem Motto: „Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus!“ wird erstmals auch die sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe thematisiert. Mit Hörstationen oder Lesehilfen können sich die Besucherinnen und Besucher mit der DDR-Heimerziehung auseinandersetzen.

Kretschmer: Erbarmungsloses SED-Regime

Mit einem Festakt und rund 200 Gästen wurde am Abend die neue Dauerausstellung im Beisein zahlreicher ehemaliger Heimkinder eröffnet. „Orte wie der Geschlossene Jugendwerkhof in Torgau zeigen, mit welcher Erbarmungslosigkeit das SED-Regime gegenüber jungen Menschen vorgegangen ist. Seit vielen Jahren leistet die Gedenkstätte mit ihren vielen ehrenamtlichen Engagierten einen wichtigen Beitrag, damit die DDR-Heimkinder als jüngste Opfergruppe der SED-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten“, sagte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). 

Zur Eröffnung kamen auch die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth (Grüne), der Bundesbeauftragte für Ostdeutschland Carsten Schneider sowie Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag. Roth betonte, dass Torgau die bundesweit einzige Gedenkstätte sei, die einen Einblick in das Unrechtssystem und eine Auseinandersetzung mit den repressiven Machtstrukturen innerhalb des Bildungs- und Erziehungsapparats der DDR am historischen Ort ermögliche.