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Sonderinvestitionsprogramm Große Sanierungsphase bei Denkmälern steht noch bevor

200 Millionen Euro extra machen in großem Stil Sanierungen an Burgen und Schlössern möglich. Die Kulturstiftung steckt mitten in den Planungen. Klar ist: Die Zeit bis 2027 reicht nicht.

Von dpa 30.09.2024, 04:00
Der Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt Christian Philipsen braucht die anfangs verlorene Zeit für die Sanierungen. (Archivfoto)
Der Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt Christian Philipsen braucht die anfangs verlorene Zeit für die Sanierungen. (Archivfoto) Heiko Rebsch/dpa

Leitzkau/Halle - Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt stellen für die umfassende Sanierung von Schlössern und Burgen 200 Millionen Euro zur Verfügung - die Planungen für die elf Projekte mit 28 einzelnen Baumaßnahmen sieht die zuständige Kulturstiftung auf einem guten Weg. Allerdings werde die veranschlagte Zeit bis 2027 für die Umsetzung nicht reichen. „Wir sind 2027 voll im Bauen“, sagte Generaldirektor Christian Philipsen. 

Mit rund drei Jahren Verzögerung sei man in die Projekte gestartet. Unter anderem hatte es nach dem Bundestagsbeschluss Debatten über eine Zusammenarbeit mit Thüringen gegeben. Nach den ersten Zuwendungsbescheiden im Sommer 2022 habe man mit der Einstellung von 30 zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begonnen. Nun liefen Gespräche mit Bund, Bundestag und dem Land, die anfangs verlorenen Jahre quasi hinten dranzuhängen. Er habe positive Signale, so Philipsen.

Nicht nur Bausubstanz, auch Nutzung im Blick 

Zu den elf Projekten gehören etwa die hochmittelalterliche Eckartsburg an der Landesgrenze zu Thüringen, deren Burgmauern samt Brücke und deren Palas mit Glasdach saniert werden sollen. Die Genehmigungsplanung soll laut Philipsen Anfang kommenden Jahres vorliegen. Bei den Planungen geht es nicht nur um die Bausubstanz, die fit gemacht werden soll für die kommenden 100 Jahre, sondern auch um die nachhaltige Nutzung. In der Eckartsburg gebe es schon seit Jahren keinen Pächter für die Küche, sagte Philipsen. Und so setze die Kulturstiftung auf andere Wege, eventuell werde man den Ort für einzelne Veranstaltungen mit Catering zur Verfügung stellen.

Die Neuenburg hoch über Freyburg an der Unstrut stellt die Kulturstiftung ob ihrer bau- und architekturgeschichtlichen Hintergründe vor besondere Herausforderungen. Bauschichten der vergangenen 800 Jahre müssten beachtet werden, sagte Philipsen. Die Neuenburg mit Kern- und Vorburg soll zu einem Erlebnisort für Besucher werden, der die höfische Kultur des Mittelalters erkennbar plastisch werden lässt. 

Zeitdruck bei Schloss Allstedt 

Unter besonderem zeitlichem Druck steht die Kulturstiftung bei Schloss Allstedt. Es ist ein authentischer Gedenkort für Thomas Müntzer, der Reformator hielt dort seine Fürstenpredigt gegen die Willkür der Obrigkeit. Ab kommendem Sommer soll im Ostflügel eine Ausstellung zum Bauernkriegsjubiläum gezeigt werden. Neben Sanierungsarbeiten im Ostflügel ist laut Philipsen ein neues Brandschutzkonzept nötig und ein zweiter Fluchtweg muss geschaffen werden. Mit den ersten Bauarbeiten werde im Oktober begonnen. Das Schloss werde nicht „durchsaniert“. Es sei nicht komplett im Sonderinvestitionsprogramm aufgenommen. Die Kulturstiftung hatte Schloss Allstedt erst vor gut zwei Jahren von der Stadt übernommen.

Noch nicht überall ist laut Generaldirektor Philipsen das Ausmaß der nötigen Sanierungsarbeiten klar. Ein Beispiel dafür sei Burg Falkenstein im Harz. Es sollen Nord- und Westflügel saniert werden. Dort gebe es statische Probleme, der Hausschwamm sei im Gebälk. Damit Fachleute genau nachsehen könnten, müssten 1.600 Depotobjekte herausgeräumt werden, sagte Philipsen. „Erst dann wird klar sein, wie groß der Umfang der Sanierungen sein wird.“

Wie weit reichen die 200 Millionen Euro?

Überhaupt: Wie weit die 200 Millionen Euro von Bund und Land reichen werden, ist noch nicht abzusehen. „Wir streichen kein Projekt“, sagte der Generaldirektor. Sicherheit über die Kosten der Projekte gebe es aber erst nach der Genehmigungsphase. Dann sehe man weiter. Mit den ersten Antragstellungen 2018/19 habe man Schätzungen abgegeben. Inflation, Materialknappheit und die Verfügbarkeit von Firmen seien nicht absehbar gewesen. 

Die Kulturstiftung besitzt neben den riesigen historischen Gebäuden auch umfangreiche Sammlungen. Rund 350.000 Objekte sind es. Für die Kunstschätze, die nicht in den Museen und Ausstellungen zu sehen sind, entsteht in Halle ein Zentraldepot. Ein Grundstück sei inzwischen gefunden, ein Raum- und Funktionsprogramm stehe, ein Architekturbüro sei beauftragt.