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Medien Internet: Hilfswerk sieht „neue Form der Kinderarbeit“

Babys und Kleinkinder haben hohe Sympathiewerte - manche Familien nutzen diesen Umstand, um ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken zu Geld zu machen. Experten warnen vor den Folgen für die Kinder.

Von dpa 11.06.2024, 12:14
Eine Jugendliche schaut auf ein Smartphone mit angezeigtem TikTok Logo.
Eine Jugendliche schaut auf ein Smartphone mit angezeigtem TikTok Logo. Hannes P Albert/dpa

Osnabrück - Die Vermarktung von Kindern auf digitalen Plattformen wie Youtube, Tiktok oder Instagram hat sich nach Einschätzung des Kinderhilfswerks Terre des Hommes zu einer neuen Form der Kinderarbeit innerhalb der Familie entwickelt. Marketing mit Influencern und Influencerinnen sei ein Milliardengeschäft, bei dem Familien vor den Augen ihrer Follower ihre Kinder einbezögen, um Geld zu verdienen, teilte das Hilfswerk mit Sitz in Osnabrück am Dienstag bei der Vorstellung seines Kinderarbeitsreports 2024 mit. Oftmals würden die Videos von Millionen Menschen gesehen. 

Besonders das Zeigen von Babys und Kleinkindern bringe viel positive Resonanz, was Unternehmen dazu bewege, über die Kanäle Werbung auszuspielen. Allerdings sei das Zuhause der Kinder öffentlich sichtbar, Privatsphäre gebe es nicht und das Familienleben sei weitgehend inszeniert, hieß es. Das gefährde die persönliche Sicherheit, die Gesundheit und schaffe die Gefahr von Bindungs- und Entwicklungsstörungen. 

Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention sei das Wohl eines Kindes vorrangig zu berücksichtigen, was in solchen Fällen nicht geschehe, kritisierte der Vorstandsvorsitzende von Terre des Hommes, Joshua Hofert. Das Jugendarbeitsschutzgesetz erlaube keine Tätigkeiten für Kinder unter drei Jahren. Die zuständigen Behörden sollten die Einbeziehung von Babys und Kleinkindern in digitalen Kanälen kommerziell arbeitender Familieninfluencer und -influencerinnen umgehend stoppen, forderte er.

Auch Beiträge, bei denen die Privatsphäre älterer Kinder verletzt oder ihre Sicherheit gefährdet werde, sollten beendet werden. „Hier sehen wir auch Unternehmen in der Pflicht, keine Werbung in Kanälen zu schalten, in denen Kinder solchen Risiken ausgesetzt sind“, sagte Hofert der Mitteilung zufolge.