Einsamkeit Trauerfeiern für einsam Gestorbene
Immer wieder sterben in Berlin Menschen in Einsamkeit. In einigen Bezirken wird nun bei Gedenkfeiern an diese Toten erinnert. Alle Besucher sind willkommen.
Berlin - Kein Grabstein, nur ein namenloses Fleckchen auf einem Friedhof: Das ist das, was in Berlin von vielen Menschen nach ihrem Tod bleibt. Jedes Jahr sterben zahlreiche Menschen, die weder Angehörige noch Freunde haben, die sie auf ihrem letzten Weg begleiten könnten. Um ihnen einen angemessenen Abschied zu bieten, organisieren Kirchen und Bezirke in den kommenden Wochen wieder Gedenkfeiern und Gedenkgottesdienste.
Eine Kerze für jeden Verstorbenen
„Kommen können sowohl Menschen, die die Verstorbenen gekannt haben als auch alle, die diese Mitglieder der Gesellschaft nach dem Tod würdevoll verabschieden wollen“, erklärt Silke Radosh-Hinder, Superintendentin im Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte. Sie lädt mit weiteren Vertretern der Kirche und des Bezirksamts Mitte am 22. November in die St. Marienkirche ein.
Während der Feier sollen die Namen, das Geburts- und Sterbedatum und die Wohnadressen aller in diesem Jahr einsam Verstorbener vorgelesen werden. Außerdem soll für jeden eine Kerze entzündet werden. Besucherinnen und Besucher können Blumen oder persönliche Gegenstände mitbringen und auf den Stufen zum Altarraum ablegen, heißt es in der Einladung.
Auch in anderen Bezirken sind Gedenkfeiern geplant: ebenfalls am 22. November am Anger in Berlin-Pankow und am 23. November in der Apostel-Paulus-Kirche in Schöneberg. Dort wird nach Angaben des Gesundheitsstadtrats Oliver Schworck (SPD) 266 Verstorbener gedacht. „Wir können nicht mehr feststellen, ob die Verstorbenen wirklich einsam oder bis vor Kurzem noch einen Seniorenkreis besucht, in ihrer Hausgemeinschaft Kontakte gepflegt oder regelmäßig mit alten Schulfreunden telefoniert haben“, erklärte Schworck. Die Feier solle Menschen, die trauern und sich verabschieden wollen, eine würdevolle Gelegenheit dazu geben.
„Wenn mehr Menschen zur Feier kommen, auch wenn sie keinen Verstorbenen gekannt haben, wäre das schön. Es ist ein Zeichen gegen die Einsamkeit in unserer Stadt“, so Martina Steffen-Elis, stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg.
„Niemand ist vergessen“
„Niemand ist vergessen“ - so heißt der Gottesdienst am 24. November in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg. In Neukölln findet das Gedenken laut einer Sprecherin des Kirchenkreises traditionell im Januar statt. 2025 ist dies demnach am 19. Januar in der Philipp-Melanchthon-Kirche geplant. Der Kirchenkreis Reinickendorf gedenkt ebenfalls an diesem Tag der einsam Verstorbenen - im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Hermsdorf.
Wenn keine Angehörigen bekannt oder zu ermitteln sind, die Verstorbenen keine Vorsorge zur Bestattung getroffen haben und auch sonst niemand dafür sorgt, bekommen diese Menschen eine sogenannte ordnungsbehördliche Bestattung, die das jeweilige Gesundheitsamt in die Wege leitet.