Nach 85 Jahren Beliebte Dampflok "Ballerina" fährt nicht mehr durch den Harz
Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) hat die Stammlok auf der Selketalbahn außer Betrieb genommen.
Harzgerode/Wernigerode. - Die „Ballerina“ hat ausgetanzt: Weil ihre Fahrwerksfrist abgelaufen ist, muss die beliebte Dampflok 99 6001, die Stammlok auf der Selketalbahn, nun erst einmal pausieren. Sie wurde in Wernigerode abgestellt. Erst Ende des kommenden Jahres kann die für den Weiterbetrieb notwendige Untersuchung stattfinden.
Wie lang die dann dauern, was sie kosten wird und wann die „Ballerina“ auf die Schiene zurückkehrt – all das ist ungewiss. Laut Dirk Bahnsen, Sprecher der Harzer Schmalspurbahnen GmbH, ist mit einem hohen Aufwand zu rechnen, der in dem Ausmaß nicht geplant war. Die Kosten dürften „ins Siebenstellige“ gehen. Daher wurde die Lok erst einmal außer Betrieb genommen.
Nur acht Dampfloks bei den Harzer Schmalspurbahnen einsetzbar
„Wir würden das nicht machen, wenn es nicht unvermeidlich wäre. Jede Lok, die wir einsetzen können, ist für uns wichtig“, sagt Bahnsen, auch mit Blick auf die angespannte Fahrzeuglage. Aktuell sind nur noch acht der insgesamt 25 Dampflokomotiven einsatzfähig.
Die 99 6001 wurde 1939 in der Lokomotivfabrik Krupp in Essen für die Nordhausen–Wernigerode Eisenbahn AG gebaut. Sie war damals so was wie ein Prototyp für eine ganz neue Dampflokserie. Mitte der 1950er, als die neuen Brockenloks auf Harzquer- und Brockenbahn Einzug hielten, wurde die „Ballerina“ ins Selketal versetzt. „Seitdem ist sie das Gesicht der Selketalbahn“, sagt Bahnsen.
Beliebte Dampflok fuhr tausende Kilometer durch den Harz
Laut Bahnsen war die 99 6001 bisher „die Kilometerkönigin“, nicht nur unter den HSB-Loks. „Es gibt in Deutschland keine einzige Schmalspurdampflokomotive, die so viele Kilometer fährt“, sagt er. Unterm Strich waren es rund 48.000 im Jahr. Zum Vergleich: Die Laufleistung der Brockenlokomotiven bewegt sich in den 30.000ern.
Doch: Die 99 6001 ist bereits 85 Jahre alt, die anderen Brockenloks werden bald 70. „Diese Technik am Laufen zu halten, ist mit vielen Herausforderungen, verbunden“, sagt Bahnsen. Es gebe keine standardisierten Teile, und die Kosten für die Instandhaltung würden immer höher.
„Das heißt aber nicht, dass so eine Abstellung für die Ewigkeit ist. Alle Loks, die wir haben, könnten theoretisch, natürlich mit dem entsprechenden Aufwand, jederzeit wieder instandgesetzt werden“, betont Bahnsen.