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Busse und Bahnen Giffey rechnet mit deutlich mehr Abos beim 29-Euro-Ticket

Kommt nach den Sommerferien ein Run aufs 29-Euro-Ticket? Berlins Wirtschaftssenatorin hält eine Verdopplung der Nutzerzahlen bis Jahresende für realistisch.

Von dpa 27.07.2024, 05:00
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sieht beim 29-Euro-Ticket für Busse und Bahnen eine Reihe von Vorteilen.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sieht beim 29-Euro-Ticket für Busse und Bahnen eine Reihe von Vorteilen. Christoph Soeder/dpa

Berlin - Beim neuen 29-Euro-Ticket für den Berliner ÖPNV rechnet Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey mit einer starken Zunahme der Abos in den kommenden Monaten. „Dieses Ticket hat bislang immerhin über 180.000 Menschen erreicht. Und wir gehen davon aus, dass nach den Sommerferien viele noch einsteigen werden, die sich gesagt haben "Im Urlaub brauche ich das noch nicht"“, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. „Wir rechnen damit, dass wir bis zum Jahresende bei 300. 000 oder 400.000 Abonnenten landen. Das sind dann etwa 10 Prozent der Berliner Bevölkerung.“

2025 könnte es noch einen neuen Schub geben

Falls beschlossen werden sollte, den Preis für das bundesweite 49-Euro-Ticket anzuheben, sieht Giffey umso mehr Bedarf an dem Berliner Angebot: „Natürlich würde sich die Nachfrage verstärken, wenn es nächstes Jahr eine deutliche Preissteigerung beim Deutschlandticket gäbe“, sagte sie. „Dann wird es hier mehr Menschen geben, die sagen, das ist für mich nicht bezahlbar, dann wähle ich das Berlin-Abo.“

Das Ticket für 29 Euro im Monat gibt es seit Anfang Juli im Jahresabonnement. Die Berliner SPD hatte im Wahlkampf 2023 dafür geworben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Einsparungen im Berliner Haushalt gab es zuletzt verstärkt Kritik daran. Für das Haushaltsjahr 2025 sind 300 Millionen Euro dafür eingeplant. 

Giffey: Ich habe viel Zuspruch bekommen 

„Wir erreichen eine Gruppe von Menschen, die den ÖPNV gern nutzen, für die das 49-Euro-Ticket aber zu teuer ist, weil sie gar nicht ständig in Deutschland unterwegs sind, sondern vor allem im Berliner Stadtgebiet“, sagte Giffey. „Das sind Menschen, die nicht so wenig haben, dass sie das Sozialticket beanspruchen können und die kein Schüler- oder Studi-Ticket haben. Darunter sind auch viele Ältere, die eine kleine Rente über dem Sozialhilfeniveau haben, für die 49 Euro im Monat aber viel Geld sind.“

Mit dem Angebot lasse sich somit eine Gruppe erreichen, die im Interesse der sozialen Stadt berücksichtigt werden sollte, sagte die Senatorin. „Ich habe sehr viele Zuschriften bekommen, von Leuten, die sich bedanken, dass wir das gemacht haben, rührende Briefe teilweise. Einer hat geschrieben: Mir wird ermöglicht, dass ich den ganzen Sommer meine Stadt erkunden kann, ich werde ganz viel in Berlin unterwegs sein.“

Giffey findet Diskussion in Berlin nicht fair

Sie finde es richtig, das Berlin-Abo zu evaluieren. „Nach einem Jahr legen wir uns die Karten - und dann wird man feststellen: Wie viele Abonnenten gibt es, wie viele Neukunden? Hat sich das bewährt? Gibt es eine bestimmte Gruppe, die das Ticket besonders stark nutzt?“, erklärte Giffey. „Dann könnte das bedeuten, dass das Ticket zukünftig gezielt nur bestimmten Gruppen angeboten wird.“ 

Kritik äußerte Giffey an der Debatte über das neue Ticket: „Es wird gerne nach Wien geschaut und gesagt "Da ist es so schön und toll"“, so die Senatorin. „Die haben seit zwölf Jahren ein Nahverkehrsticket für 365 Euro im Jahr, also einen Euro am Tag.“ 

In Wien sei das als innovatives Modell moderner Mobilitätspolitik und sozialer Teilhabe für mehr Menschen mit Zugang zum ÖPNV gefeiert worden. „Und es wird nicht ständig infrage gestellt, dass das eine gute Sache ist.“ In Berlin werde die Diskussion viel kritischer geführt.

 „Ich kenne so viele Menschen, die sich bei mir dafür bedanken und es gut finden, dass es das gibt, dass ich manchmal in der öffentlich geführten Diskussion einen großen Unterschied zu dem sehe, was mir Bürgerinnen und Bürger im direkten Gespräch zurückspiegeln.“