1. SAO
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Thüringen: 14.000 unbesetzte Stellen drohen in Landesverwaltung

Thüringen 14.000 unbesetzte Stellen drohen in Landesverwaltung

Um Stellenabbau im Landesdienst geht es längst nicht mehr, so Thüringens Staatskanzleiminister Hoff. Angesichts einer Pensionswelle werden Fachkräfte und Möglichkeiten für weniger Bürokratie gesucht.

Von dpa 11.06.2024, 15:22
Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), Minister in der Thüringer Staatskanzlei, bei einer Kundgebung des Thüringer Beamtenbundes.
Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), Minister in der Thüringer Staatskanzlei, bei einer Kundgebung des Thüringer Beamtenbundes. Michael Reichel/dpa

Erfurt - Dem öffentlichen Dienst in Thüringen steht eine Pensionswelle bevor, die die Verwaltung vor massive Herausforderungen bei der Digitalisierung und beim Abbau von Bürokratie stellt. Etwa die Hälfte der Beschäftigten gehe in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand, sagte Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) am Dienstag in Erfurt. Es sei zu erwarten, dass bis zum Jahr 2035 etwa 14.000 Stellen in der Landesverwaltung unbesetzt blieben. Das Kabinett hatte sich zuvor mit einem Personalentwicklungskonzept beschäftigt, dessen Vorlage der Landtag gefordert hatte.

Bereits mehr als 4000 Stellen unbesetzt

Es gehe längst nicht mehr um Stellenabbau, sondern darum, wie unbesetzte Stellen mit guten Fachleuten besetzt werden könnten und wie die Arbeit in der Verwaltung effizienter durch Digitalisierung, Aufgabenkritik und teilweise auch Verzicht gestaltet werden könne, sagte der Minister.

Es gehe um einen „Wettstreit um gute Köpfe“ mit anderen Bundesländern, aber auch mit Unternehmen. Derzeit hat Thüringen seinen Angaben nach 47.500 Planstellen im öffentlichen Dienst des Landes, davon seien jedoch nur 43.000 besetzt. Im Jahr 2000 habe Thüringen noch 62.000 Planstellen gehabt, von denen 59.000 besetzt waren.

Ziel des Personalkonzeptes der Landesregierung sei es, die gleiche Qualität öffentlicher Dienstleistungen mit weniger Personal zu erledigen. „Das ist eine Riesenchance für Entbürokratisierung“, so der Staatskanzleichef. Inzwischen lägen auch Empfehlungen einer überparteilichen Expertenkommission von Kommunalpolitikern vor, um Standards zu reduzieren, die die Kommunen belasteten.

Elektronische Akte wird Alltag

Teile von Verwaltungsprozessen seien bereits digitalisiert, sagte der dafür zuständige Finanzstaatssekretär Hartmut Schubert. Beispielsweise seien in Thüringen Gewerbeanmeldungen vollständig digitalisiert, ein Großteil der Steuererklärungen laufe online, Tausende öffentliche Aufträge würden jährlich über die Vergabeplattform des Landes ausgeschrieben, die elektronische Akte gehöre in allen obersten Landesbehörden zum Alltag. Bürger könnten Autos elektronisch anmelden oder Katasterauszüge anfordern.

Schubert: „Wir müssen dahin kommen, dass die Verwaltungen nur noch digital arbeiten.“ Die Bürger könnten sich dann Behördengänge sparen. Hilfe für Menschen, die mit der digitalen Welt nicht so vertraut seien, werde es auch künftig bei den Bürgerbüros der Verwaltungen geben.

Nach Angaben von Hoff gibt es derzeit in Thüringen 20 Behörden, die Anträge aller Art bearbeiten und bewilligen. Das habe der Landesrechnungshof kritisiert. „Wir wollen sie reduzieren - auf weniger als zehn“, sagte der Minister. In der öffentlichen Verwaltung geh es um „weniger, aber besser.“