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Geschichte Alte Privatsammlung antiker Skulpturen letztmalig zu sehen

44 Jahre konnten Besucher und Forschende eine der ältesten Privatsammlungen römischer Skulpturen in Göttingen sehen. Damit ist nun Schluss. Was die Gründe sind und wie es weitergeht.

Von dpa 28.05.2023, 08:36
Die Statuette der Athena „Typus Woburn“ steht im Archäologischen Institut der Universität Göttingen (Niedersachsen) auf einer Transportkiste.
Die Statuette der Athena „Typus Woburn“ steht im Archäologischen Institut der Universität Göttingen (Niedersachsen) auf einer Transportkiste. picture alliance / dpa/Archivbild

Göttingen - Die wohl älteste private Sammlung antiker Skulpturen in Deutschland ist am Sonntag letztmalig in Göttingen zu sehen. Die Sammlung Wallmoden war seit 44 Jahren an der Göttinger Universität als Leihgabe ausgestellt, wie das Archäologische Institut der Hochschule mitteilte. Den Angaben nach hat der Eigentümer der Sammlung, Ernst August von Hannover (39), den Leihvertrag gekündigt. Die etwa 50 römischen Marmorskulpturen sollen nun zunächst in einem Depot in Hannover verstaut werden.

„Die Ausstellung war ein bedeutendes Monument für Göttingen“, sagte der Leiter der klassischen Archäologie in Göttingen, Johannes Bergemann. Sie habe einen großen Bezug zu der Stadt und sei wertvoll für die niedersächsische Landesgeschichte. Er hoffe, dass sie auch zukünftig öffentlich gezeigt werde und für die Wissenschaft zugänglich bleibe. Zum Abschied gab es für Besucher spezielle Führungen und Vorträge zu der Ausstellung.

In Göttingen sei an den Statuen geforscht und gelehrt worden. Zudem habe man sie restauratorisch gepflegt. Mit dem einzigen Lehrstuhl für klassische Archäologie in Niedersachsen sei die Göttinger Hochschule ein idealer Ort für die Skulpturen, sagte Bergemann. Zwischenzeitlich habe es auch Pläne gegeben, die Sammlung anzukaufen oder sie im Göttinger Wissensmuseum Forum Wissen auszustellen.

Ernst August von Hannover sagte, er wolle ein tragfähiges Konzept für die Kunstgegenstände des Hauses Hannover entwickeln. Sein Ziel sei es, dass das kulturelle Erbe des Hauses Hannover erhalten bleibe und möglichst umfangreich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. „Der Universität bin ich für die umfangreiche Erforschung der Sammlungsgegenstände ausgesprochen dankbar.“ Die einst erste deutsche Antikensammlung sei die einzige Sammlung ihrer Art zwischen Berlin und Paris, sagte Bergemann. Besonders sei, dass die zum Teil nach griechischem Vorbild erstellten Skulpturen bis heute zusammen geblieben sind.

Das Archäologische Institut der Universität beherbergte die Skulpturensammlung des Grafen Johann Ludwig von Wallmoden (1736 bis 1811) seit 1979. Wallmoden war ein unehelicher Sohn des in Hannover geborenen britischen Königs Georg II. August. Dieser gründete auch die Universität Göttingen, die noch heute dessen Namen trägt. Die Ausstellungsstücke kaufte Wallmoden bei Italien-Reisen. Schon zur Zeit Wallmodens untersuchten Göttinger Wissenschaftler die Statuen. Nach dem Tod des Sammlungsgründers kaufte sie das Haus Hannover.

Künftig könnten in den Ausstellungsräumen am Archäologischen Institut Gipsabgüsse gezeigt werden. Die Einrichtung habe viele Abgüsse von antiken Skulpturen aus der Zeit der Sammlung Wallmoden. Teilweise gebe es sogar Gipsmodelle der Wallmoden-Skulpturen. Vor allem für die Forschung und Lehre seien die Kopien aber nicht mit den Originalen vergleichbar.