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  5. Carolabrücke in Dresden eingestürzt - Ursache schon gefunden?

Halbe Stadt ohne Heizung Carolabrücke in Dresden teilweise eingestürzt - massive Schäden und Verkehrschaos

Teile der Carolabrücke in Dresden sind in der Nacht eingestürzt. Betroffen sind das Straßenbahngleis und Teile des Gehwegs. Eine Straßenbahn war nicht auf der Brücke.

Von Stephan Lohse (mit dpa) Aktualisiert: 12.09.2024, 11:20
Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt.
Teile der Carolabrücke über der Elbe sind eingestürzt. Foto: Robert Michael/dpa

Dresden/DUR/dpa. - In Dresden ist in der Nacht zu Mittwoch die Carolabrücke über die Elbe teilweise eingestürzt. Kurz vor 3 Uhr habe es einen lauten Knall gegeben, so ein Sprecher der Feuerwehr. Zwei Rohre einer Fernwärmeleitung rissen und ein Teil der Brücke stürzte auf rund 100 Metern Länge in den Fluss.

Dabei hätte alles noch deutlich schlimmer kommen können. Da der Vorfall mitten in der Nacht passierte, waren weder Menschen noch Straßenbahnen auf der eingestürzten Brücke. Verletzt wurde dadurch niemand. Die letzte Straßenbahn fuhr wenige Minuten vor dem Einsturz über die Brücke.

Einsturz mitten in der Nacht verhindert größere Katastrophe

Und auch das sonst belebte Terrassenufer unterhalb der berühmten Brühlschen Terrasse war menschenleer. Durch den Bruch der Fernwärmeleitungen wurde der Bereich mit tausenden Litern heißem Wasser geflutet.

Die Carolabrücke verbindet in Dresden das Regierungsviertel auf Neustädter Seite mit der Altstadt auf Höhe der Synagoge. Die 1971 erbaute Brücke besteht aus drei Teilen. Zwei davon tragen die Fahrbahn der Autospuren, ein Teil die Straßenbahngleise. Abgestürzt ist der Teil der Brücke, auf dem die Straßenbahnen fuhren.

Einsturz der Carolabrücke: War das Metall im Beton verrostet?

Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, vermutet Rost als Ursache für das Unglück. „Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt“, so Kalbe am Morgen. An der Stelle, an der das Brückenteil in der Nacht einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, „dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben“, sagte Kalbe.

Bei der letzten Brückenprüfung 2021 habe der sogenannte Brückenzug C noch die Schulnote 3 bekommen. Dass die Schäden so massiv sind, dass es jetzt zum Einsturz kam, sei nicht vorhersehbar gewesen. Die Spannbetonbrücke ist in Sanierung. Die Brücken A und B für den Autoverkehr wurden bereits saniert. Brückenzug C hätte ab 2025 folgen sollen.

Einsturz der Carolabrücke in DresdenMitten in der Nacht brach die Brücke in sich zusammen. 
Einsturz der Carolabrücke in DresdenMitten in der Nacht brach die Brücke in sich zusammen. 
Foto: Robert Michael/dpa

Carolabrücke in Dresden weiträumig gesperrt - akute Gefahr

Aktuell ist der gesamte Bereich der Brücke inklusive aller Straßen und Radwege darunter gesperrt. Denn was von der eingestürzten Brücke noch steht, ist hochgradig einsturzgefährdet. Kalbe berichtet zudem von Schäden an den beiden Auto-Brücken, die nun erst einmal abgeklärt werden müssten. Alle drei Bauwerke seien miteinander verbunden. Aktuell könne niemand garantieren, ob und wann die Brücken je wieder nutzbar sind.

Jetzt gehe es erst einmal um Sicherung und Überprüfung, danach um den Abriss der eingestürzten Brücke, die auch die Elbe komplett blockiert.

Ein Teil der Dresdner Carolabrücke ist in die Elbe gestürzt. 
Ein Teil der Dresdner Carolabrücke ist in die Elbe gestürzt. 
Foto: Robert Michael/dpa

Brücke in Dresden eingestürzt: Kein Hinweis auf Anschlag

Laut Polizei Dresden gibt es keine Hinweise auf einen Anschlag oder Ähnliches. Da direkt neben der Unglücksstelle die durchgehend überwachte Synagoge der Stadt steht, war die Polizei sofort vor Ort. Gerade weil das Unglück am geschichtsträchtigen 11. September passierte, warnt die Polizei vor Fake News im Internet. Die Beamten würde die Lage überwachen und gegebenenfalls den Staatsschutz einschalten.

Archivbild der Carolabrücke in Dresden. Eingestürzt ist der im Bild linke Brückenzug, auf dem die Straßenbahnen fahren. Die beiden Brückenteile für den Autoverkehr stehen noch. 
Archivbild der Carolabrücke in Dresden. Eingestürzt ist der im Bild linke Brückenzug, auf dem die Straßenbahnen fahren. Die beiden Brückenteile für den Autoverkehr stehen noch. 
Foto: IMAGO/C3 Pictures

Der Einsturz der Brücke hat am Mittwochmorgen zudem die Fernwärmeversorgung in Dresden komplett lahmgelegt, so dass die Stadt am Morgen ohne Warmwasser auskommen musste. Im Laufe des Vormittages konnte das Netz jedoch nach und nach wieder in Betrieb gehen.

Weniger leicht wird es, die Brücke im Dresdner Verkehr zu ersetzen. Die Carolabrücke war eine der am stärksten genutzten Elbquerungen. Autos und Straßenbahnen werden jetzt über andere Brücken umgeleitet. Es werden dabei allerdings massive Staus befürchtet.