Überflutungen Entspannung bei Hochwasser - Kreise fahren Alarmstufe zurück
Aufatmen bei Einsatzkräften und Bewohnern entlang der Oder: Bei der Hochwasserlage stehen die Zeichen vielerorts auf Entspannung. Die Deichläufer können ihren Dienst allmählich beenden.
Lebus/Eisenhüttenstadt - Die Hochwasserlage entlang der Oder in Ostbrandenburg hat sich entspannt - die Wasserstände sinken weiter. Der deutsch-polnische Grenzfluss verwandelte sich vor Tagen in einen riesigen See, für Anwohner in ufernahen Regionen herrschte Ausnahmezustand. Nun wurde die höchste Alarmstufe 4 angesichts fallender Pegelstände auf 3 zurückgestuft, wie die Landkreise Oder-Spree und Märkisch-Oderland mitteilten. Die Vorkehrungen zum Schutz der Deiche und die Arbeit der Krisenstäbe werden allmählich zurückgefahren.
In Frankfurt (Oder) jedoch bleibt die Alarmstufe 4 vorerst noch bis Samstagmorgen bestehen und soll dann zurückgesetzt werden. Die Hochwasserschutzanlagen stünden weiter unter hohem Druck, teilte die Stadt mit.
Hochwasserwelle zieht Richtung Ostsee
Im Landkreis Oder-Spree, wo die Pegelstände Eisenhüttenstadt und Ratzdorf in kritische Höhen stiegen, hieß es: „Die Lage war ernst, aber nicht so ernst, dass am Ende Leben und Hab und Gut der Menschen in Gefahr waren.“ Das Hochwasser hat bei weitem nicht das Ausmaß der verheerenden Flut von 1997 angenommen.
Die Hochwasserwelle zieht nun Richtung Ostsee. Im Nordosten Brandenburgs ist aber nicht mit der Entwicklung einer kritischen Lage zu rechnen. Denn im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt in der Uckermark fließen große Mengen Wasser in drei Polder - damit werden gezielt Auenlandschaft geflutet.
Deichwachdienst wird bei Lebus und Golzow am Sonntagabend eingestellt
Der Deichwachdienst, bei dem sogenannte Deichläufer die kilometerlangen Schutzdämme abgehen und auf Schäden überprüfen, wird bei Lebus und Golzow im Kreis Märkisch-Oderland voraussichtlich am Sonntag um 18.00 Uhr eingestellt. Die Arbeit des eigenen Katastrophenschutzstabes könne beendet werden, hieß es.
Eine Sprecherin des Landkreises Märkisch-Oderland sagte: „In den nächsten Tagen wird die Normalität auch in Lebus wieder zurückgekehrt sein.“ Die Altstadt des Ortes direkt an der Oder, der nicht durch einen Schutzdeich gesichert ist, war teils stark vom Hochwasser betroffen, da das Wasser bis an die Häuser heran schwappte. „Da ist Entspannung eingetreten. Das Wasser geht zurück.“
Zwar werden in der Region noch Keller ausgepumpt. Es zeichne sich aber nicht ab, dass größere Schäden eingetreten seien. Ein Problem waren laut Landkreis Biber, die wegen vieler hinterlassener Schadstellen an den Deichen auch geschossen wurden. „Die Maßnahme war wichtig, um Menschenleben und das Eigentum der Bewohner im Oderbruch zu schützen“, so die Sprecherin der Kreisverwaltung.
Der Landkreis Oder-Spree, wo die Pegelstände Eisenhüttenstadt und Ratzdorf in kritische Höhen stiegen, teilte mit: „Den Prognosen zufolge wird der Pegelstand am Wochenende weiter sinken, was zu einer schrittweisen Entspannung der Hochwassersituation
führen dürfte.“ Hochwassergefährdete Gebiete und die Deiche sollten aber weiterhin gemieden werden.
Welche Schäden das Hochwasser verursachte, blieb noch unklar. Eine Sprecherin des Kreises Oder-Spree sagte, die Zeit der Aufarbeitung werde noch kommen, wenn die Pegelstände gesunken seien. Bei den Einsatzkräften und vielen freiwilligen Helfern aus der Bevölkerung habe die Bewältigung der Hochwasserlage „Hand in Hand“ funktioniert. „Das Miteinander war so ein Erfolgsgeheimnis.“
Umweltminister: Hochwasserschutz muss an einigen Flüssen besser werden
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) sagte im RBB-Inforadio, die Warnstufe drei werde noch zwei, drei Tage bestehen bleiben. Der Scheitelpunkt des Hochwassers befinde sich mittlerweile auf Höhe des Oderbruchs. „Da haben wir eine günstige Situation, weil nämlich die Warthe, auch ein großer Fluss, der in die Oder fließt, wenig Wasser führt“, sagte der Grünen-Politiker. Das Wasser könne daher in die Warthemündung abfließen. Nördlich davon sollte die unterste Alarmstufe nicht überschritten werden, so Vogel.
Er forderte, den Hochwasserschutz bei einigen Flüssen stärker in den Blick zu nehmen. Vogel nannte die Schwarze Elster, die Spree und die Neiße, an der seinen Angaben zufolge erst 30 Prozent der Deiche erneuert sind.