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Antisemitismusbeauftragter Felix Klein gegen Wittenberg als Ort für Jugendwerk

Von dpa Aktualisiert: 02.08.2023, 15:41
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, spricht.
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, spricht. Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin/Wittenberg - Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein hält die Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt für ungeeignet als Standort des neuen deutsch-israelischen Jugendwerks. „Eine Stadt, in der mit der 'Judensau' an der Stadtkirche Judenfeindlichkeit so offen ausgestellt wird, kann für jüdische Israelis kein Ort des Willkommens sein“, erklärte Klein am Mittwoch. „Damit Wittenberg Sitz des Deutsch-Israelischen Jugendwerks werden kann, muss zuerst die antisemitische 'Judensau' entfernt werden.“

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte die Gründung des Jugendwerks im September 2022 mit der damaligen israelischen Bildungsministerin Jifat Schascha-Biton verabredet. So soll der Jugendaustausch beider Länder ausgebaut werden. Damals hieß es, etabliert werden solle das Jugendwerk auf „Grundlage der bestehenden Koordinierungsbüros für den Jugendaustausch in Deutschland und Israel“. Der deutsche Sitz dieses Koordinierungsbüros ist Wittenberg.

Paus' Ministerium erklärte auf Anfrage, über die Ansiedlung der neuen Organisation sei noch nicht entschieden. Derzeit befasse sich eine bilaterale Arbeitsgruppe mit der künftigen Organisationsform und der weiteren Ausgestaltung der jugendpolitischen Zusammenarbeit. Diese Fragen würden zuerst geklärt, teilte eine Sprecherin mit.

Klein betonte: „Die Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerks begrüße ich sehr. Es ist jedoch schwer zu vermitteln, dass nun gerade Wittenberg zu einem Ort der deutsch-israelischen Verständigung werden soll.“

In der Stadt mit rund 45.000 Einwohnern wird seit Jahren über das mehrere Hundert Jahre alte antijüdische Schmährelief an der Stadtkirche gestritten. Klagen auf Entfernung des Bilds scheiterten bisher. Es zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein.

In der Stadtkirche hatte Martin Luther (1483-1546) gepredigt, sie gilt als „Mutterkirche der Reformation“. Auch Luther steht wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik.