Prozesse Fingierte Unfälle: Mögliche Bandenmitglieder vor Gericht

Berlin - Weil sie an einer Serie von fingierten Autounfällen beteiligt gewesen sein sollen, stehen zwei mutmaßliche Mitglieder einer Bande vor dem Berliner Landgericht. Einem 59-jährigen Kfz-Gutachter werden 57 Taten zur Last gelegt, für 10 Fälle muss sich ein 61-Jähriger verantworten. Unfälle seien mit den Beteiligten abgesprochen worden, um zu Unrecht von Versicherungen Geld zu erlangen, heißt es in der Anklage, die von einem Schaden in Millionenhöhe ausgeht. Beide Männer gestanden zu Prozessbeginn am Montag. Der 61-Jährige erklärte, er habe mit dem erhaltenen Geld seinen Sohn finanziell unterstützen wollen.
In dem Verfahren geht es um Taten einer Gruppe in der Zeit von 2008 und 2014. Um das Risiko einer Entdeckung zu verringern, seien die abgesprochenen Verkehrsunfälle europaweit begangen und gegenüber Versicherungen abgerechnet worden, so die Anklage. An den Taten hätten sich „gegen Bezahlung eine Vielzahl von Personen beteiligt“. Der 59-Jährige habe als Kfz-Sachverständiger jeweils ein Schadensgutachten erstellen sollen. Vorschäden an Fahrzeugen seien in Gutachten verschwiegen worden. Laut Ermittlungen habe der 59-Jährige im Gegenzug jeweils mindestens 1000 Euro erhalten.
Die Gruppe soll vor allem in Deutschland und Polen agiert haben. In einem früheren Prozess hatte ein 38-Jähriger erklärte, er habe Personen angeheuert, die gegen Geld „Fahrzeuge zuließen und Unfälle bauten“. Wurde ein Schaden reguliert, hätten die Fahrzeughalter 1000 Euro erhalten. Die Fäden habe ein „sehr erfahrener Versicherungsbetrüger“ in der Hand gehalten, der inzwischen in Polen getötet worden sei.
Im ersten Prozess waren zwei geständige Männer zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Das Gericht hatte zudem die Einziehung von rund 109 000 Euro beziehungsweise 33 000 Euro angeordnet, die sie aus illegalen Geschäften erlangt hätten. Der jetzige Prozess wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs wird voraussichtlich am 28. September fortgesetzt.