Hochsicherheitsgefängnis Halle-Attentäter nach Geiselnahme in JVA Burg überwältigt
Ein Häftling der JVA Burg bringt zwei Justizvollzugsbedienstete in seine Gewalt, er wird schließlich von weiteren Bediensteten überwältigt. Bei dem Geiselnehmer handelt sich um den rechtsextremen Halle-Attentäter Stephan B.

Burg/MZ/dpa - Der rechtsextreme Attentäter von Halle hat im Hochsicherheitsgefängnis Burg (Jerichower Land) nacheinander zwei Gefängnisbedienstete in seine Gewalt gebracht, bevor er überwältigt werden konnte. Das meldete am Dienstagmorgen das Justizministerium in Magdeburg. Der 30-Jährige sei bei der Geiselnahme verletzt worden, hieß es aus dem Ministerium.
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Der Vorfall ereignete sich am Montagabend gegen 21 Uhr. B. wurde schließlich durch weitere Justizvollzugsbedienstete im Innenbereich des Gefängnisses überwältigt.
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Geiseln mussten Türen öffnen
Nach Angaben des Justizministeriums ist noch unklar, mit welchem Gegenstand der Gefangene die Aufseher bedrohte. B. habe zunächst einen Bediensteten in Schach gehalten, später einen anderen, hieß es. Er habe die Geiseln auch gezwungen, auf dem Gefängnisgelände Türen zu öffnen. Allerdings sei B. jederzeit im Blick der Aufseher gewesen.
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Schon als Untersuchungshäftling im Gefängnis von Halle hatte B. einen Fluchtversuch unternommen. Am Pfingtsonnabend 2020 war er auf dem Pausenhof unbewacht und überkletterte einen Zaun. Auf dem Gefängnisgelände bewegte er sich mehrere Minuten, bevor er entdeckt und überwältigt wurde.
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Später wurde bekannt, dass B. rund 40 Minuten überhaupt nicht im Blick der Aufseher war. Zwei zur Bewachung eingeteilte Beschäftigte hatten sich entfernt, um Malerarbeiten zu beaufsichtigen. Die Aufpasser an den Überwachungsmonitoren bemerkten den Fluchtversuch nicht, weil sie durch eine defekte Zellenkommunikationsanlage abgelenkt waren. Als Folge der Pannen entließ Ministerpräsident Reiner Haseloff drei Wochen später Justiz-Staatssekretär Hubert Böning (beide CDU).
Rechtsextremer Attentäter wollte betende Juden ermorden
Der rechtsextreme Attentäter hatte am 9. Oktober 2019 versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten.
Er warf Brand- und Sprengsätze und schoss auf die Zugangstür. Als es ihm nicht gelang, aufs Gelände zu kommen, ermordete er vor der Synagoge eine 40 Jahre alte Passantin und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss einen 20-Jährigen. Auf der Flucht verletzte er weitere Menschen.
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Am 21. Dezember 2020 wurde er zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Er sitzt seine Strafe im Gefängnis in Burg ab. Es ist das größte und modernste Hochsicherheitsgefängnis Sachsen-Anhalts.
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Die Einrichtung unweit der Autobahn 2 verfügt laut Justizministerium über 637 Haftplätze im geschlossenen Vollzug, es werden zudem 18 Haftplätze für die Sicherungsverwahrung vorgehalten.