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Industrie„Große Durchsicht“ bei Leunaer Chemiewerk Domo

Auf dem Gelände des Chemieunternehmens Domo in Leuna stand in den vergangenen Wochen die Produktion still. Während des geplanten Stillstands haben Beschäftigte jedoch alles andere als Pause - mit einem fast doppelt so großen Team wird getüftelt, geprüft und geputzt.

Von dpa 19.09.2023, 06:05

Leuna - Über zwei Wochen lang hat es auf dem Gelände des Domo-Chemiewerks in Leuna nicht mehr wie gewohnt gezischt und gerattert. Stattdessen sind die Motoren von Kränen und das Hämmern der Beschäftigten zu hören. „Alle 18 Monate ist hier sozusagen große Durchsicht - in diesem Jahr hieß das: insgesamt 1236 Reparaturen in fünf Wochen“, sagte Daniel Gräfe, der für den Polyamidhersteller für die Arbeitssicherheit zuständig ist. In der Zeit unterstützen rund 500 Helfer die rund 600 Domo-Mitarbeiter, um die meterhohen Anlangen auf rund 57 Hektar nicht nur zu reparieren, sondern sie auch zu säubern und effizienter zu machen. „Dabei findet sich natürlich immer noch das ein oder andere, das dann zusätzlich noch gemacht werden muss.“

„Bei der Maßnahme kommt es neben guter Planung vor allem auf Pünktlichkeit an“, ergänzt Helge Leopold, der mit sieben weiteren Kollegen Teil des sogenannten Shutdown-Teams ist. Normalerweise laufe der Betrieb rund um die Uhr. „Dass wir den Shutdown regelmäßig machen, ist wichtig. So können wir zum Beispiel auch Energiesparmaßnahmen durchführen. Im laufenden Betrieb ist das in der Form nicht möglich.“

Das größte Projekt beim jüngsten Stillstand war der Tausch einer Kolonne, also der metallenen Säulen in den Anlagen. Statt 20 Meter ist die neue Kolonne nun 26 Meter hoch. In der 15 Tonnen schweren Säule wird - wie vorher - Phenom von Phenolteer getrennt. Das bringe vor allem bessere Qualität, sagt Gräfe.

Bis vor wenigen Monaten produzierte Domo an dem Standort im Saalekreis Plastikfolien. Mittlerweile verkauft das Unternehmen vor allem Polyamide, zu großen Teilen an die Autoindustrie. Rund 110.000 Tonnen kleine Teilchen würden im Jahr produziert: „Das sind 366 Lasterladungen täglich. Daraus werden dann zum Beispiel Bremspedale, Schaltknäufe oder andere Plastikteile gefertigt“, sagt Gräfe.

Am 29. September will das Chemiewerk die Produktion wieder aufnehmen. „Dieses Mal hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter. Das ist wichtig, denn - wie gesagt - Termintreue ist das A und O“, betont Gräfe. An einigen Tagen sei es ziemlich heiß gewesen. Das sei allerdings nicht so schlimm wie Regen: „Der kann uns im schlechtesten Fall einen echten Strich durch die Rechnung machen.“

Insgesamt arbeiten Unternehmensangaben zufolge rund 2200 Menschen bei Domo. Der Umsatz lag 2021 bei 1,9 Milliarden Euro.