1. SAO
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Reaktion auf Fischsterben: Grüne und Forscher wollen besseren Schutz der Oder

Reaktion auf Fischsterben Grüne und Forscher wollen besseren Schutz der Oder

Im vergangenen Sommer lösten hohe Salzbelastungen und das Gift einer Alge ein großes Fischsterben in der Oder aus. Forscher warnen, dass sich die Katastrophe wiederholen kann. Nun wird nach Wegen zum Schutz des deutsch-polnischen Grenzflusses gesucht.

Von dpa Aktualisiert: 26.03.2023, 15:29
Ein toter Blei liegt am frühen Morgen im flachen Wasser der Oder.
Ein toter Blei liegt am frühen Morgen im flachen Wasser der Oder. Patrick Pleul/dpa/Archivbild

Frankfurt (Oder)/Berlin - Umweltpolitiker der Grünen und Wissenschaftler dringen nach dem massiven Fischsterben in der Oder auf einen besseren Schutz des Grenzflusses. Bei einer deutsch-polnischen Oder-Konferenz am Montag in Frankfurt (Oder) befassen sich zahlreiche Experten mit den Folgen der Umweltkatastrophe im vergangenen August. Es gibt die Befürchtung, dass mit steigenden Temperaturen und niedrigem Wasserstand die Gefahr für ein erneutes Fischsterben wächst. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) soll online zugeschaltet werden.

Streitpunkt zwischen Deutschland und Polen ist zudem der auf beiden Seiten vereinbarte Ausbau der Oder, den vor allem Polen weiter vorantreibt. Forscher warnen, ein Ausbau und eine Vertiefung des noch recht naturnahen Flusses gefährde Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Der Gewässerökologe Christian Wolter sagte anlässlich der Oder-Konferenz am Montag, die Verringerung der Salzkonzentration in der Oder sei eine unmittelbar notwendige Maßnahme und rasch umsetzbar. „Wenn viel Salz drin ist, kann man wenig einleiten.“

Der brandenburgische Grünen-Fraktionsvorsitzende Benjamin Raschke sagte der dpa, es werde auf Fachebene über die Einrichtung eines länderübergreifenden Katasters diskutiert, um einen Überblick zu bekommen, wer wie viel einleite. Zudem plane das Landesumweltamt, ein weiteres Messgerät zum Nachweis von Schadstoffen im Gewässer einzurichten.

Experten gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und Gift einer Algenart, die sich aufgrund von Salzeinleitungen ausbreiten konnte, wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren. Auf polnischer und deutscher Seite waren im August schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Auch viele Muscheln starben. Wissenschaftler Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin und seine Kollegen untersuchen in einem vom Bund bis 2026 geförderten Forschungsprojekt die Folgen des massenhaften Fischsterbens.

Auch mit Blick auf die bevorstehende Parlamentswahl in Polen sei er nun optimistisch, dass Polen alles unternehme, um ein erneutes Fischsterben zu verhindern und Auflagen für Salzeinleitungen mache, meinte Wolter. Er rechnet damit, dass sich der Fischbestand in der Oder in zwei bis drei Jahren ganz gut erholt habe, wenn es nicht erneut zu einer starken Belastung des Flusses wie im vergangenen Sommer komme. Ende November 2022 hatten Forscher des IGB Wasserproben genommen und festgestellt, dass die Salzgehalte aufgrund von Einleitungen ins Flusswasser weiterhin viel zu hoch waren.

Laut Landesumweltministerium wollten die zuständigen Gremien prüfen, ob Klimaveränderungen mit Extremereignissen bei den wasserrechtlichen Vorschriften ausreichend berücksichtigt sind oder ob es Verschärfungen geben muss.

Der Gewässerökologe Wolter hält es auch für entscheidend, wie stark sich die Brackwasseralge Prymnesium parvum in diesem Jahr, wenn es wärmer wird, ausbreitet. „Die Oder ist voll mit der Alge.“ Zudem sei noch zu wenig über diese Algenart, die ein echter Tausendsassa sei, bekannt. Das IGB will die Alge, die einen erhöhten Salzgehalt braucht und Toxine bilden kann, genauer untersuchen.

Ausrichter der Oder-Konferenz sind die Fraktionen der Grünen im brandenburgischen Landtag und im Bundestag. Auch polnische Politiker sowie Vertreter von Umweltorganisationen wollen dabei sein. Zuletzt wurden Bauarbeiten zum Ausbau der Oder von einem Gericht in Polen vorerst gestoppt. Geklagt hatten deutsche Umweltorganisationen und das Land Brandenburg.