Zerbst „Judensau“-Schmähplastik an Kirche hat nun Gegendenkmal
Zerbst - Einer mittelalterlichen, antijüdischen Schmähplastik an der Zerbster Nicolairuine steht künftig ein Denkmal für Toleranz und Versöhnung entgegen. Die 125 Zentimeter hohe Stele des Künstlers Hans-Joachim Prager aus Wernau in Baden-Württemberg wurde am Donnerstag enthüllt. Sie ist als Lesepult gestaltet und nimmt damit auf das Lesepult in jüdischen Synagogen Bezug. Prager hatte sich mit seiner Idee in einem Wettbewerb gegen andere Künstlerinnen und Künstler durchgesetzt.
Bei der Schmähplastik handelt es sich um ein Relief, das eine Sau zeigt, an deren Zitzen Menschen mit spitzen Hüten saugen - sie stellen Juden dar -, befindet sich laut der Evangelischen Landeskirche Anhalts seit 1450 an einem Strebepfeiler der Zerbster Kirche St. Nikolai. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau schwer beschädigt und besteht heute als gesicherte Ruine mit offenem Kirchenschiff.
„Die Schmähplastik an St. Nicolai ist ein nicht tolerierbares Zeugnis des Hasses gegenüber jüdischen Frauen und Männern, das wir nicht weiter unwidersprochen stehen lassen wollen“, hatte der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis, Mario Gabler, vorab erklärt. Die Gemeinde habe sich deshalb dafür entschieden, eine erklärende und kommentierende Tafel unter der Schmähplastik anzubringen sowie einen Wettbewerb für das Gegendenkmal auszuschreiben.