Hamburg Kirchen gedenken der Opfer des Amoklaufs bei Zeugen Jehovas
Eine feierliche Kerzenzeremonie, viele gute Wünsche für die Betroffenen und die Einsatzkräfte und Worte der Hoffnung. Die Kirchen in Hamburg haben glaubensübergreifend der Toten des Amoklaufes gedacht.
Hamburg - Vier weiße Kerzen brennen am frühen Sonntagabend im Altarraum der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Sie stehen für die Betroffenen und Opfer der Amoktat bei den Zeugen Jehovas vor eineinhalb Wochen, für die Einsatzkräfte, für die Nachbarschaft rund um den Tatort sowie für den Frieden. Mit einer würdevollen, ökumenischen Veranstaltung haben die christlichen Kirchen Hamburgs am Sonntag der Toten der Amoktat bei den Zeugen Jehovas gedacht.
„Wir wollen ein Zeichen setzen für den Frieden, von dem wir glauben, dass er siegen wird und dass er am Ende stärker ist“, sagte Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße bei der Eröffnung des ökumenischen Gedenkens. „Je düsterer die Aussichten auf Frieden auch sein mögen, um so eindringlicher und umso entschlossener müssen unser Hoffen und unsere Zuversicht sein, unser Willen zu Frieden und auch unser Tun.“
Die Hauptkirche St. Petri war am Sonntag gut, aber nicht voll besetzt. Etwa 1000 Menschen haben üblicherweise in dem Gotteshaus Platz, für etwa 400 wurde die Kirche vorbereitet. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Notfallseelsorgende, Polizistinnen und Polizisten und Politikerinnen und Politiker der Hansestadt, darunter Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, Innensenator Andy Grote (beide SPD) und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne).
Bischöfin: „Eine ganze Stadt trauert“
Hamburgs evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs fand ebenfalls tröstende Worte. „Eine ganze Stadt trauert“, sagte sie zu Beginn ihrer Ansprache. Viele würden sich nach einer so grausamen Gewalttat fragen, wo Gott gewesen sei. „Für mich war Gott genau da - in Ihnen anwesend“, sagte sie den anwesenden Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Notfallseelsorge. „In Ihnen, den Mitmenschen mit den rettenden Händen und rettenden Worten. Die mit Herz und Hingabe Leib und Leben riskiert haben, um noch Schlimmeres zu verhüten.“ Insgesamt waren den Angaben des Innenministeriums zufolge in der Nacht zum 10. März fast 1000 Männer und Frauen aktiv.
Mit der glaubensübergreifenden Gedenkveranstaltung wollten die Hamburger Kirchen der Trauer einen Raum geben und Trost und Fürsorge spenden. Veranstalter der Gedenkfeier waren die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, das Erzbistum Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Das Gedenken solle und könne keine Trauerfeier der Zeugen Jehovas ersetzen, hieß es von den Kirchen dazu weiter.
Zeugen Jehovas dankbar für die Solidarität
Die Zeugen Jehovas unterstützten das Gedenken und freuten sich über die Solidarität, wie sie im Vorfeld sagten. Sie wollen aber später eine Trauerfeier nach ihren christlichen Glaubensüberzeugungen planen. Von ihnen war dem Vernehmen nach am Sonntag in der Hauptkirche St. Petri niemand anwesend.
Im Hamburger Rathaus liegt seit diesem Wochenende zudem ein Kondolenzbuch zur Amoktat im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas aus. Mehrere Menschen nutzten am ersten Tag die Möglichkeit, mit Einträgen den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme zu bekunden. Nach Angaben der Stadt besteht für eine Woche jeweils zwischen 10.00 und 18.00 Uhr die Möglichkeit dazu. Das Buch werde zu gegebener Zeit den Betroffenen übergeben.
Bei der Tat am Donnerstagabend vor mehr als einer Woche hatte ein 35 Jahre alter Deutscher im Hamburger Norden sieben Menschen - darunter ein ungeborenes Kind - mit Schüssen aus einer halbautomatischen Pistole getötet und sich danach selbst umgebracht. Neun Menschen wurden verletzt.