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Archäologie Siedlung der ersten Ackerbauern in der Altmark entdeckt

In der frühen Jungsteinzeit wurde nicht nur in der sehr fruchtbaren Magdeburger Börde Ackerbau betrieben. Archäologen haben nun in der östlichen Altmark Spuren der ersten Bauern gefunden.

Von dpa 14.08.2024, 15:22
Vor dem Bau der Autobahn 14 in der Altmark haben die Archäologen die Siedlungsspuren gefunden.
Vor dem Bau der Autobahn 14 in der Altmark haben die Archäologen die Siedlungsspuren gefunden. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Belkau - Bei Grabungen vor dem Autobahnbau haben Archäologen nahe Belkau bei Stendal eine 7.000 Jahre alte steinzeitliche Siedlung der ersten Ackerbauern und Siedler entdeckt. „Bislang waren die für die ersten Ackerbauern typischen Hausgrundrisse in der Altmark, nördlich der Lössgrenze nicht bekannt“, sagte Archäologin und Projektkoordinatorin Johanna Schüler. „Das ist eine wissenschaftliche Sensation und stellt unser bisheriges Wissen zur Linienbandkeramik auf den Kopf - wir gingen bislang davon aus, dass die ersten Ackerbauern vorrangig Lössböden aufsuchten“, erläuterte Archäologin und Abteilungsleiterin Susanne Friederich.

Löss entstand hauptsächlich in der letzten Eiszeit bis vor rund 13.000 Jahren. Der Wind verteilte dieses Material auch in Deutschland. Als Ausgangssubstrat bildet Löss die Grundlage für die ackerbaulich günstigsten Böden.

Auf einer kleinen Schwarzerdefläche wurde gesiedelt

Die ersten Ackerbauern in der Altmark entschieden sich den Archäologen zufolge für ihren Siedlungsplatz auf Schwarzerde anstelle von Lössuntergrund. In der östlichen Altmark, insbesondere zwischen Belkau und Osterburg bestehen bis heute kleine Flächen, die mit Schwarzerde bedeckt sind. Bei Schwarzerde handelt es sich um mit Humus gefärbten Oberboden. Genau so eine Insel wurde von den frühen Bauern bei Belkau für ihre Ansiedlung ausgesucht. Bislang wurden die Umrisse von vier Häusern freigelegt. 

Es dürfte ein kleiner Weiler von nur 5.000 Quadratmetern Grundfläche gewesen sein. Aus den charakteristischen begleitenden Längsgruben wurden die zugehörigen Keramikscherben geborgen. Die damaligen Menschen haben ihre Keramik mit Linienbändern verziert. Archäologen sprechen deshalb von der Kultur der Linienbandkeramik.

Gebäude wurden isoliert

Die nun gefundenen Hausumrisse sind 6 bis 7 Meter breit und etwa 30 Meter lang. Entlang der Außenwände wurde lehmhaltiger Boden zur Isolierung der Wände entnommen. „Die Siedler haben Lehm aus dem Untergrund genommen, um damit die Hauswände zu verstreichen“, sagte Grabungsleiterin Mariola Raczkowska-Jones. 

Nach Angaben der Archäologen siedelten diese Bauern in der Gegend dauerhaft und betrieben genauso Landwirtschaft, wie sie es aus der Magdeburger Börde und anderen Gegenden mit hervorragenden Böden gewohnt waren. 

Die Grabungen erfolgten im Vorfeld des Neubaus der Bundesautobahn 14 im Abschnitt zwischen Stendal-Mitte und Osterburg. „Im Zuge des Autobahnbaues befassen wir uns mit Landschaften, die wir bisher nicht detailliert kannten“, sagte Friederich. Zwar liegen entlang der großen Flussläufe immer wieder einzelne Befunde mit Hinterlassenschaften der frühen Bauern vor; der Nachweis einer dauerhaften Siedlung mit großen Wohnbauten fehlte - und galt als ausgeschlossen.