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Tarifkonflikt Warnstreik trifft Reisende zum Ferienauftakt

Die Beschäftigten der Verkehrsbranche fordern mehr Geld und legen dafür Busse, Bahnen und Flughäfen still. Wer kann, weicht aufs Auto aus oder bleibt gleich zu Hause. Wie geht es weiter im Tarifstreit?

Von dpa 26.03.2023, 18:41
Zahlreiche Stadtbahnen der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra stehen in der Nacht zum Montag auf dem Betriebshof Glocksee. Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik haben die Gewerkschaften EVG und Verdi am Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.
Zahlreiche Stadtbahnen der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra stehen in der Nacht zum Montag auf dem Betriebshof Glocksee. Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik haben die Gewerkschaften EVG und Verdi am Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Moritz Frankenberg/dpa

Hannover/Bremen - Der bundesweite Warnstreik im Verkehr hat zum Auftakt der Osterferien auch in Niedersachsen und Bremen die Pläne vieler Pendler und Reisender durcheinandergewirbelt. Sowohl der Fernverkehr der Deutschen Bahn als auch weite Teile des Flugverkehrs und des Nahverkehrs wurden am Montag eingestellt. Auch die Binnenschifffahrt war betroffen, weil Schleusen bestreikt wurden.

Am Flughafen Hannover-Langenhagen, dem größten in Niedersachsen, fanden keine regulären Abflüge statt. Nur wenige Maschinen wurden verlegt und starteten von Braunschweig oder Münster-Osnabrück. Auch am Flughafen Bremen blieben alle Flieger am Boden.

Im Nahverkehr blieben unter anderem die Straßenbahnen der Üstra in Hannover und der BSAG in Bremen in den Depots. Die Züge von Metronom, Erixx, Nordwestbahn und der S-Bahn Hannover wurden nicht direkt bestreikt - fielen in den meisten Fällen aber trotzdem aus, weil Beschäftigte in den Stellwerken der DB Netz streikten.

Die privaten Fähren zu den Ostfriesischen Inseln fuhren dagegen wie geplant. Auch auf den Betrieb der Seehäfen gab es kaum Auswirkungen, wie Holger Banik, Geschäftsführer von Niedersachsen Ports, sagte.

Wegen der Ausfälle bei Bussen und Bahnen wichen jedoch viele Menschen auf das Auto aus. Insbesondere rund um Hannover stockte am Morgen der Berufsverkehr. In den anderen Landesteilen gab es nach Daten der Verkehrsmanagementzentrale hingegen keine streikbedingten Staus.

Eine hohe Nachfrage verzeichnete das Taxigewerbe. So mussten die Menschen in Hannover mit längeren Wartezeiten als üblich rechnen, wie der Geschäftsführer eines Taxiunternehmens mit rund 580 Taxen sagte. Er gehe aber davon aus, dass alle Anfrage bedient werden konnten.

In mehreren Städten versammelten die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Hunderte Menschen, um ihren Forderungen nach mehr Geld für die Beschäftigten weiter Nachdruck zu verleihen. „Schmal das Gehalt? Signal auf Halt“, stand auf dem Schild eines Demonstranten in Hannover.

In der Landeshauptstadt schlossen sich nach Polizeiangaben insgesamt rund 750 Menschen den Aktionen von Verdi und EVG an. Besondere Vorkommnisse gab es dabei laut Polizei nicht.

In Bremen gab es zwei Demorouten von Verdi. Ein Demozug, der am Flughafen begann, zählte der Polizei zufolge rund 1500 Teilnehmer, ein weiterer, der am Hauptbahnhof begann, etwa 280. Auch dort blieb die Situation bis nach der Abschlusskundgebung ruhig.

Hintergrund des Warnstreiks und der Demonstrationen sind Tarifstreits im öffentlichen Dienst sowie in der Verkehrsbranche. Die Gewerkschaften Verdi und EVG setzen sich für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten ein.

Für insgesamt rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst fordert Verdi zusammen mit dem Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen über 12 Monate, mindestens aber 500 Euro mehr. Die Arbeitgeber wollen keinen Mindestbetrag und bieten bisher 5 Prozent mehr Lohn über 27 Monate sowie Einmalzahlungen. Am Montag begann in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen, die auf drei Tage angesetzt ist.

Zwischen der EVG und 50 Bahn-Unternehmen beginnt in dieser Woche die zweite Tarifrunde. Mit der Deutschen Bahn will die Gewerkschaft in diesem Rahmen Ende April weiter verhandeln. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die unteren Lohngruppen. Die Deutsche Bahn hatte bisher unter anderem angeboten, die Löhne der rund 180.000 betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt 5 Prozent anzuheben sowie Einmalzahlungen von insgesamt 2500 Euro in Aussicht gestellt.

Ein Lichtblick für die Reisenden: Über die Osterfeiertage plant die EVG keine Warnstreiks, wie Tarifvorstand Kristian Loroch sagte.