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Gaspreise Wunstorfer Stadtwerke-Chef warnt vor „Panikmache“

Von dpa Aktualisiert: 08.08.2022, 10:33

Wunstorf - Der Wunstorfer Stadtwerke-Chef Henning Radant hat Warnungen vor Insolvenzen von Stadtwerken angesichts steigender Gas- und Strompreise zurückgewiesen. „Ich verstehe diese Panikmache nicht“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Freitag). „Wir beobachten natürlich auch den Markt und sehen, was da im Augenblick passiert - aber entscheidend für die Lage eines Versorgers ist die Art und Weise, wie Gas und Strom beschafft werden.“

Der Stadtwerke-Chef aus Wunstorf bei Hannover erklärte, wer einen Teil seiner Mengen kurzfristig am Spotmarkt einkaufe, „leidet jetzt natürlich besonders stark unter den Preisanstiegen. Wir handhaben das anders und sind deshalb auch nicht in Sorge, dass uns das Geld ausgeht“.

Die Stadtwerke Wunstorf dürften laut „Risikohandbuch“ ihre Mengen für drei Jahre im Voraus einkaufen, erklärte Radant. „Für das Jahr 2023 müssen wir alle Verträge bis zum 1. Oktober dieses Jahres unter Dach und Fach haben. Auf diese Weise waren wir bisher in der Lage, plötzliche Preisanstiege zumindest abzufedern.“ Allerdings seien den Stadtwerken wegen des Rückzugs einzelner Energiediscounter „gleich mehrere Hundert Gaskunden sozusagen in den Schoß gefallen“. Radant sagte: „Normalerweise kaufen wir 220 Gigawattstunden Gas ein - jetzt benötigen wir auf einen Schlag 20 Gigawattstunden mehr. Diese Menge mussten wir dann auf dem aktuellen Preisniveau nachkaufen.“

Die von der Bundesregierung beschlossene Gas-Umlage dürfe Kunden in der Grundversorgung nicht in Rechnung gestellt werden, kritisierte er. Diese machten etwa ein Fünftel der Kunden aus: „Damit bleiben wir auf Mehrkosten von etwa einer Million Euro sitzen. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als der Hälfte unseres Gewinns aus dem vergangenen Jahr.“ Die staatliche Gas-Umlage soll im Oktober für Firmen und Privathaushalte eingeführt werden. Sie soll Gasversorgern zugute kommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende Gasmengen aus Russland kaufen müssen.

Radant betonte, der eigentliche Preisschock werde die Haushalte erst 2024 treffen, wenn Stadtwerke und andere Versorger die Jahresrechnung für 2023 aufmachten.